Architekt Bahr stellt sein Konzept dem Feuerschutz- und Umweltausschuss vorHiddenhausen Schweicheln-Bermbeck. Das Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck ist in die Jahre gekommen und erfüllt bereits seit längerem nicht mehr die Anforderungen an ein modernes Feuerwehrdomizil. Der Bau, der zum Teil noch aus den fünfziger Jahren stammt, ist marode; vor allem fehlt es an ausreichendem Platz für die Löschmannschaft und ihr umfangreiches Gerät. Am Dienstag (11.11.2014) hat sich der Feuerschutz- und Umweltausschuss der Gemeinde Hiddenhausen mit dem Problem befasst. Getagt wurde unter Vorsitz von Henrik Franke im Gerätehaus Eilshausen.
So könnte das Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck künftig aussehen, wenn sich die
Umbau- u. Erweiterungsvariante des Architekten Bahr durchsetzt.
Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer, Ordnungsamtsleiter Volker Braun, Wehrführer Werner Lohmeyer und einige seiner Aktiven waren ebenfalls zu der Sitzung erschienen. Der angedachte Umbau- und die Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses wurden von den Ausschussmitgliedern gleich unter dem ersten Tagesordnungspunkt behandelt. Diskussionsgrundlage bildete der Entwurf von Architekt Wilfried Bahr. Dieser erläuterte zunächst einmal die bestehende Situation am Feuerwehrstandort Schweicheln-Bermbeck. Die Ursprünge des Gerätehauses gehen bis in das Jahr 1953 zurück. Aus dieser Zeit stammt das Wohnhaus, das bis vor kurzem noch vermietet war. 1976 kam dann eine Halle dazu, die 1990 erweitert und mit einem Satteldach versehen wurde. Im Jahr 2006 wurde schließlich noch eine Fertiggarage auf dem Feuerwehrareal an der Herforder Straße errichtet.
Ansicht von Norden: Durch ein weiteres Treppenhaus sollen der neue "Quader" mit der alten
Bausubstanz verbunden werden.
Der Architekt nannte eine ganze Reihe von Problemen, die es zurzeit gibt und die im Falle einer Sanierung und Erweiterung praktikabel gelöst werden müssten. So sei der Platz im Hallenbereich nicht ausreichend. Zur Erinnerung: Momentan stehen vier Einsatzfahrzeuge auf drei Stellplätzen, während für einen weiteren Mannschaftstransporter gar kein Garagenplatz mehr vorhanden ist. Er wird unter freiem Himmel geparkt. Den Umkleidebereich, der sich direkt hinter den aus- und einrückenden Einsatzfahrzeugen befindet, stufte der Architekt genauso negativ ein. Aufgrund der gewachsenen Mannschaftsstärke komme es hier „zu Kollisionen“. Als problematisch bewertete Bahr zudem das zu enge Treppenhaus, das einziger Rettungsweg aus dem Obergeschoss sei. Sanierungsbedarf sieht Fachmann Bahr außerdem bei der Energieversorgung, vor allem der Elektroinstallation.
Das Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck ist quasi in das Gelände der Evangelischen Jugendhilfe (Eickhof) eingebettet. Ein Trafohäuschen, das sich direkt hinter dem heutigen Hallentrakt befindet und dessen Zuleitungen am Feuerwehrgelände vorbeilaufen, schränken den Spielraum für eine mögliche Erweiterung des alten „Spritzenhauses“ ein. Zudem müssten im Rahmen einer solchen Baumaßnahme die heute schon vorhandenen unterschiedlichen Geschosshöhen miteinander verbunden werden. Architekt Bahr stand also bei der Lösung all dieser Probleme vor keiner einfachen Aufgabe. Sein Entwurf sieht nun in der Variante 2 den Abriss des alten Wohnhauses vor. An dieser Stelle soll ein zweigeschossiger, quaderförmiger Neubau mit einer Nutzfläche von 284 Quadratmetern entstehen. Im Erdgeschoss des neuen Komplexes ständen damit zwei zusätzliche Fahrzeugstellplätze zur Verfügung, während im Obergeschoss die Schulungsräume für die aktive Wehr und die Jugendfeuerwehr untergebracht werden könnten. Im Erdgeschoss des bisherigen Schulungs- und Sozialtraktes sehen die Planungen des Architekten im Erdgeschoss den zentralen Umkleidebereich und im Obergeschoss die sanitären Anlagen vor. Von hier wären die im alten und neuen Bereich abgestellten Löschfahrzeuge gleichermaßen gut zu erreichen. „Die Laufwege werden dadurch entzerrt“, meinte Bahr. Außerdem soll es im Norden ein weiteres Treppenhaus geben, um den alten und neuen Baubestand zu verbinden. „Das ist auch im Hinblick auf einen zweiten Rettungsweg wichtig!“ Die Überlegungen des Architekten sehen weiterhin vor, den neuen Quader „leicht gedreht“ zu errichten. Dadurch würden Kollisionspunkte vermieden. Durch die Maßnahme werde sich die Nutzfläche am Standort Schweicheln-Bermbeck auf insgesamt 724 Quadratmeter erhöhen, rechnete der Fachmann vor. Die Kosten für ein Projekt in dieser Form bezifferte er auf rund 720.000 Euro.
Architekt Bahr erläutert die Variante 1 (südlicher Anbau), die von ihm zunächst angedacht war,
dann aber nicht weiter verfolgt wurde.
Alle weiteren Überlegungen basieren vielmehr auf der Variante 2, die den Abriss
des alten Wohnhauses und einen Anbau vorsieht.
Nicht alle Ausschussmitglieder konnten sich an diesem Abend mit dem vorgestellten Entwurf auf Anhieb anfreunden. „Wurde eigentlich auch über einen Neubau an anderer Stelle nachgedacht?“ fragte Ratsherr Rainer Pöppel. Einen neuen Standort in Betracht zu ziehen, könnte zu einer Verbesserung der Einsatzzeiten führen und sei auch aus energetischer Sicht sinnvoll, meinte Fraktionskollege Gerhard Hempelmann. Bürgermeister Rolfsmeyer stellte in der anschließenden Diskussion fest, dass man sich noch in der Vorplanungsphase befinde. „Alles ist weiterhin denkbar!“ Karl-Heinz Heibrock, dem zuvor für seine 30-jährige Tätigkeit als Ausschussvorsitzender gedankt worden war, gab abschließend zu bedenken, dass in den nächsten Jahren noch einige neue Feuerwehrfahrzeuge beschafft werden müssten und dadurch weitere Kosten auf den Gemeindehaushalt zukämen. Die an diesem Abend vorgestellte Variante sei aus seiner Sicht kein „Stückwerk“. Und auch die Feuerwehrleute könnten mit der Umbau- und Erweiterungslösung leben. „Das Grundkonzept ist gut und für uns tragbar, sagte Torge Brüning, stellvertretender Leiter des Löschzugs Schweicheln-Bermbeck. Wehrführer Werner Lohmeyer vertrat ebenfalls diese Auffassung. Der bisherige Standort sei im Übrigen historisch gewachsen. „Wir könnten natürlich auch mit einem vollständigen Neubau leben“, meinte er mit einem Schmunzeln. Die Ausschussmitglieder einigten sich schließlich darauf, dass auf Basis des Architektenentwurfs entsprechende finanzielle Mittel im Haushalt 2016/2017 eingestellt werden, die Option auf einen Neubau an anderer Stelle aber weiterhin bestehen bleibt. Über das Projekt wird jetzt in den einzelnen Fraktionen weiter beratschlagt. Spätestens bei den Haushaltsberatungen steht das marode „Spritzenhaus“ an der Herforder Straße dann wieder im Blickpunkt der Öffentlichkeit.
Im weiteren Verlauf der Sitzung erstattete Werner Lohmeyer dem Ausschuss Bericht über den Leistungsstand der Feuerwehr Hiddenhausen und das Einsatzgeschehen in den zurückliegenden Monaten. Mit zurzeit 94 Aktiven habe man einen neuen Höchststand erreicht, sagte der Wehrführer. Die im Brandschutzbedarfsplan geforderte Mindeststärke werde damit deutlich übertroffen. „Eine positive Entwicklung“, wie Lohmeyer meinte. Er schilderte den Ausschussmitgliedern anschließend einen spektakulären Unfall, bei dem im Sommer ein Volkswagen auf ein Morgan-Cabrio geschossen war. (Die Internetredaktion des KFV Herford berichtete.) „Zunächst sah alles dramatisch aus!“ Doch nach einem umfangreichen Materialeinsatz der Wehrleute, sei das Unglück für die eingeschlossenen Cabrio-Insassen noch einmal glimpflich verlaufen. Als weiteren besonderen Einsatz nannte der Feuerwehrchef den Brand eines Gartenhauses in Bermbeck. Damals hätten die Eigentümer im benachbarten Wohnhaus einfach weitergeschlafen und der Feuerwehr nicht die Haustür geöffnet. Als positiv bewertete Lohmeyer außerdem die Entwicklung der Jugendfeuerwehr, die momentan 55 Jungfeuerwehrleute zähle. Das sei nach den Worten des Wehrführers „eine recht gute Zahl“. Zudem hätten die Beachparty und das Oktoberfest wieder zahlreiche Besucher zur Feuerwehr gelockt. „Ich hoffe, dass die beiden Feste auch in Zukunft so gut angenommen werden, wie bisher!“
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Das Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck ist in die Jahre gekommen.
Vor allem die drangvolle Enge macht den Wehrleuten zu schaffen.